Der Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit (AKS)

Der Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit (AKS)

Der „Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit“ (AKS)

Ende 2005 entschlossen sich einige HochschullehrerInnen dazu, einen bundesweiten Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit“ (AKS) ins Leben zu rufen. Die Notwendigkeit eines derartigen Arbeitskreises stellt/e sich aufgrund einiger zentraler Sachverhalte, so u.a. in Anbetracht

1.) aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen (Stichworte: Globalisierung, Neoliberalismus, Vermarktwirtschaftlichung weiter gesellschaftlicher Bereiche, und in der Folge zunehmende soziale Ungleichheit, zunehmende Arbeitslosigkeit und Armut usw.);

2.) des „Zustands“ Sozialer Arbeit in Theorie und vor allem in Praxis und Ausbildung,

3.) der Unzufriedenheit von Praktikern und Praktikerinnen, Studentinnen und Studenten mit Entwicklungstendenzen Sozialer Arbeit sowie den (Arbeits-)Bedingungen sozialarbeiterischer/ sozialpädagogischer Praxis;

4.) verstreuter Aktivitäten einer Vielzahl von Kolleginnen und Kollegen an Fachhochschulen und Universitäten sowie in diversen Arbeitsfeldern Sozialer Arbeit.

Mit der Konstituierung des AKS wurde beabsichtigt und auch realisiert, ein gemeinsames Forum für die (Weiter-)Entwicklung einer kritischen Theorie und Praxis Sozialer Arbeit zu schaffen; nicht nur, um die individuellen Anstrengungen um eine kritische Theorie und Praxis Sozialer Arbeit in einem gemeinsamen Projekt zu bündeln, sondern auch, um eine kritische Praxis und Gegenöffentlichkeit zum Mainstream Sozialer Arbeit und Sozialpolitik sowie zum hegemonialen neoliberalen Diskurs weiter zu stärken.

Hunderte MitstreiterInnen aus dem gesamten Bundesgebiet, aber auch aus Österreich und der Schweiz aus Wissenschaft, sozialpädagogischer/ sozialarbeiterischer Praxis, aus benachbarten Professionen sowie aus Gewerkschaften, Studierende und Lehrende wirken gemeinsam im AKS mit, abhängig von den zur Verfügung stehenden zeitlichen Kapazitäten in unterschiedlicher Intensität und Regelmäßigkeit. Uns eint weder Ideologie noch ein Konsens in Theorie, sondern das Bemühen um Formulierung und Realisierung von Perspektiven kritischer Sozialer Arbeit; einer Sozialen Arbeit,

  • die sich ihren Gegenstand/ Objektbereich – also das, womit sie es zu tun hat – und ihre Funktionen bzw. Aufgaben nicht von außen vorgeben lässt, sondern diese eigenständig benennt, um sich in der Ausgestaltung der sozialpädagogischen und sozialarbeiterischen Praxen auch tatsächlich darauf zu beziehen;
  • die in einer kritisch-reflexiven Grundhaltung über strukturelle Zusammenhänge und Folgen – bezogen beispielsweise auf soziale Ungleichheit und Prozesse sozialer Ausschließung und Ausgrenzung – aufklärt und auf das eigene Selbstverständnis und die angetragenen Erwartungen von Politik und Gesellschaft bezieht;
  • die die Verfestigung und Legitimation von sozialer Ungleichheit deutlich macht und gesellschaftliche Interessenkonflikte und Machtunterschiede aufdeckt sowie grundsätzlich Macht- und Herrschaftsstrukturen analysiert und kritisiert;
  • die sich von den Zumutungen ordnungspolitischer Problemlösungen distanziert bzw. sich der Einbeziehung in die Bearbeitung von „Devianz“ und „Kriminalität“ widersetzt;
  • die sich über die Thematisierung und politisierende Bearbeitung von sozialer Ungleichheit, Unterdrückung, Diskriminierung, sozialer Ausschließung und Ausgrenzung zu begründen versucht;
  • die Diskurse als herrschaftslegitimierende Techniken der Wirklichkeitsproduktion und somit von gesellschaftlichen Ordnungen erkennt und diese analysiert;
  • die – orientiert an den Prinzipien der Aufklärung und Emanzipation versucht, Bildungsprozesse in Richtung auf eine selbst bewusstere, selbst bestimmtere und autonomere Lebenspraxis der/den AdressatInnen zu ermöglichen;
  • die ihre Theorie und Praxis, ihre Reflexion und Kritik immer wieder der Reflexion und Kritik unterzieht, ebenso die Kriterien, die der Reflexion und Kritik zugrunde liegen.

Neben der Aufdeckung und Skandalisierung gesellschaftlicher Widersprüche, der Reflexion und Kritik sozialarbeiterischer/ sozialpädagogischer Praxen und deren Bedingungen, gilt das Bemühen des Arbeitskreises kritische Soziale Arbeit auch der (Ermöglichung der) Gestaltung des Sozialen, insbesondere auch um diese Gestaltung nicht bestimmten Interessengruppen und Entscheidungsträgern zu überlassen, sondern auszurichten an den Wünschen, Bedürfnissen und Interessen der Subjekte.

Dies sind einige der Themen, mit denen sich der AKS seit seiner Konstituierung beschäftigt, und zwar einerseits im Rahmen der regelmäßig stattfindenden bundesweiten Treffen und Tagungen im nordhessischen Schwalmstadt-Treysa, andererseits aber auch in zahlreichen Regionalgruppen. So existieren mittlerweile regionale AKS-Gruppen in Aachen, Basel, Berlin, Bern, Braunschweig/Wolfenbüttel, Bremen, Darmstadt, Dresden, Erfurt, Esslingen, Frankfurt am Main, Freiburg, Hamburg, Hannover, Innsbruck/Tirol, Kiel, Köln, Leipzig, Ludwigshafen, Magdeburg, München, Osnabrück, Rostock, St.Gallen, Stuttgart, Wiesbaden/Rhein-Main und Zürich. In diesen Regionalgruppen sind zahlreiche MitstreiterInnen aus den unterschiedlichsten Arbeitsfeldern Sozialer Arbeit sowie Studierende, DozentInnen engagiert, und zwar durch Einmischung in kommunal- und sozialpolitische Diskurse; durch eigene Tagungen und Vortrags-/Diskussionsveranstaltungen; durch das Aufmerksammachen und die Skandalisierung von Themen, die ansonsten nicht Gegenstand öffentlicher Auseinandersetzung wären; durch kostenlose Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen für sozialarbeiterische und sozialpädagogische PraktikerInnen; durch Öffentlichkeitsarbeit; durch die Begleitung und Unterstützung von Prozessen der Konzeptentwicklung; durch Politik- und Fachberatung; durch gemeinsame Interessenvertretung beispielsweise bezogen auf Arbeitsbedingungen von SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen usw. usf.

Wir befinden uns noch am Anfang eines langes Weges, den wir gemeinsam gehen wollen. Wir streiten für eine selbstbestimmtere, offensive und politische Soziale Arbeit, und zwar unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Widersprüche und Zumutungen, die die sozialpädagogische/ sozialarbeiterische Praxis aber auch menschliches Leid bedingen. Jede/r Interessierte ist im AKS herzlich willkommen! – Sollten Sie Interesse an einer Mitarbeit im AKS haben und/oder mehr Informationen benötigen und/oder sich vorstellen könnten eine weitere Regionalgruppe in Stadt/Landkreis zu gründen, so wenden Sie sich bitte jederzeit an uns. Sie sind herzlich willkommen!

Infos und Kontakt: info@kritischesozialearbeit.de